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Liebe Freund_innen,
der Fiskalpakt ist ein schwieriges
Thema, zu dem es keine einfachen Antworten gibt.
Grundsätzlich ist die Idee einer
Schuldenbremse durchaus richtig. Schließlich ist es der
Schuldendienst bzw. Die Zinslast, die den Sozialabbau weiter
vorantreibt. Der Gedanke, dass der Staat sich von Privatmenschen
Geld leiht und diese durch die Verschuldung der Öffentlichkeit
Gewinne machen, kann sich nur negativ auf die Solidarität innerhalb
einer Gesellschaft auswirken. Die "Wachstumsmaßnahmen" die
in den letzten Jahrzehnten auf Druck der Märkte unter dem Deckmantel
des Schuldenabbaus beschlossen wurden, mögen durch Privatisierungen
und prekäre Beschäftigungsverhältnisse kurzzeitig für
Primärüberschüsse gesorgt haben, belasten die öffentlichen Kassen
rückblickend jedoch viel stärker (man denke an die Kosten der
Bankenrettung).
Der Fiskalpakt ist allerdings genau
nach diesem Gusto aufgebaut. Wenn eine Volkswirtschaft ein
strukturelles Defizit von über 0,5% des BIP aufweist, treten die
Bestimmungen des Fiskalpaktes in Kraft. Interessant ist dabei, dass
die Definitionsmacht darüber, was als "strukturelles Defizit"
zu betrachten ist, vollständig in den Händen einiger Volkswirte
liegt. Wenn man bedenkt, dass ein Großteil aller Volkswirte
neoliberal geprägt sind, ist klar, welche Staaten ein großzügiges
"konjunkturelles Defizit" aufweisen dürfen werden.
Verstößt ein Staat gegen diese
Obergrenze, werden automatische Korrekturmechanismen, die durch
EU-Kommission und Euro-Gipfel, zwei nicht demokratisch legitimierte
Gremien (!), kontrolliert werden, in Gang gesetzt, die die
"Wettbewerbsfähigkeit" der Schuldenstaaten
wiederherstellen sollen. Der immanente Sozialabbau kann nur durch
eine Mehrheit im EU-Parlament wieder rückgängig gemacht werden, was
angesichts der neoliberalen Hegemonie in Europa in den meisten Fällen
sehr unwahrscheinlich sein sollte.
Was kann man also an der Schuldenbremse
verändern, damit sie sozial verträglicher wirkt?
Zum Einen muss die Definitionsmacht
über "strukturelle Defizite" gebrochen werden. Stattdessen
sollte man den Blick auf die laufenden Kosten richten. Somit sind
Investitionen, die in Zukunft Mehreinnahmen oder weniger Ausgaben
versprechen, jederzeit möglich. Wenn sich diese Investitionen nicht
auszahlen, taucht dies in den nächsten Jahren im Defizit auf.
Niemand kann sich also durch Nonsense-Investitionen aus der
Verantwortung stehlen.
Die Maßnahmen, die durch das
Vertragswerk des Fiskalpaktes gefordert werden sollten, dürfen zudem
nicht dem Paradigma "Wachstum" folgen, sondern müssen die
Zielvorgabe "Verteilungsgerechtigkeit" beinhalten. Das
bedeutet, dass die Staaten der Eurozone anerkennen, dass die
Staatsverschuldung vor allem ein Problem der Einnahmeseite sind.
Hier gilt es, durch Verbesserungen der sozialen Sicherungssysteme
die Binnenkonjunktur zu stärken und einzelne Länder somit weniger
Abhängig vom Weltmarkt und damit vom Öl (das für den Transport von
Waren benötigt wird) zu machen. Dabei müssen vor allem auch Staaten
mit großen Außenhandelsüberschüssen (z.B. Deutschland), die sich
destabilisierend auf die Binnenkonjunktur anderer Länder (und damit
auch auf die regionale Subsistenz) auswirken, in die Verantwortung
genommen werden. Schließlich sind die Schulden der Einen die
Vermögen der Anderen.
Vor allem aber müssen die Einnahmen
aus verteilungsintensiven Steuern (Einkommen, Vermögen, Erbschaften)
deutlich erhöht werden.
Es dürfte sich als schwer
herausstellen, diese steuer- und sozialpolitische Konvergenz
innerhalb des nationalstaatlichen Systems herzustellen. Ein
veränderter Fiskalpakt, der quasi als "Sozialpakt" wirkt,
könnte jedoch ein gutes Druckmittel für soziale Verbesserungen in
den Mitgliedsländern sein.
Auf lange Sicht ist es jedoch
unverzichtbar, eine demokratisch legitimierte europaweite Sozial- und
Finanzpolitik zu etablieren, die einen unsozialen
Verdrängungswettbewerb, wie Deutschland ihn führt, unmöglich
macht.
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Schuldenbremse ... gedanklich zu spät dran!
AntwortenLöschenSie schreiben, Ihr Artikel begründe sich auf eine "grüne" Diskussion um den Fiskalpakt.
Da ist das erste gedankliche Problem:
Die "Grünen" sind doch längst, in ihrer Führungsebene, in die Reihen der Systemgewinner aufgerückt - warum sollten die eine fruchtbare Diskussion um Veränderungen starten?
Schuldenbremsen müssen gedanklich viel eher ansetzen:
Bei der Ausgabe der Währung.
Die BRD leiht sich beständig Geld - für das sie viele Zinsen zahlen muss.
Die Zinszahlungen sind im Bundeshaushalt bereits der zweitgrößte Ausgabeposten.
Wer hindert die BRD daran, bei Geldbedarf die Bundesbank mit dem Drucken von Geldern zu beauftragen?!
Eigentlich niemand - aber dann verdienen die Banker natürlich erheblich weniger Geld.
Inflation?!
Klar, aber die Inflation entsteht auch wenn wir uns Geld von den Banken leihen.
Nur, beim Umweg über die Banken fallen noch Zinsen zusätzlich an.
Wie bereits zu einem anderen Artikel erklärt unterstützt das derzeitige Finanzierungssystem nur die Konzentration des Kapitals.
Hört sich naiv und simpel an, ist aber immer und immer wieder korrekt:
Derzeit verbessert jede Maßnahme gegen eine Kapitalkonzentration die Lebensumstände der nationalen Menschenmassen.
Jede Maßnahme, die die Kapitalkonzentration unterstützt, verschlechtert die Lebensumstände der Vielen.
Wenn ich ein jetziges System ausbeuten will, muss ich aus dem System Kapital herausziehen und konzentrieren - das ist zwangsläufig.
Habe ich zuviel Geld und zuwenig Werte in einem System entsteht Inflation.
Inflation ist eine staatliche Steuer, so wie die Mehrwertsteuer oder die Einkommensteuer!
Derzeit gibt es weltweit, und auch in der BRD, zuviel Geld und zuwenig Werte.
Geld muss also wieder vernichtet und Richtung Wertausgleich korrigiert werden.
Da bereits die Hälfte der Europäer staatliche Leistungen beziehen, sei es auch nur Kindergeld, ist es nicht sinnvoll das Geld gleichmäßig aus der Bevölkerung abzuschöpfen - denn dann käme es zu Zuständen wie derzeit in Griechenland.
Die Vernichtung von Geld kann also nur bei großen Kapitalansammlungen beginnen - oder ich akzeptiere eine Verarmung der untersten Einkommensschichten.
Erst nach einem akzeptablen Ausgleich von Geldmenge und Werten, einer Reparatur der Währung also, kann eine Schuldenbremse funktionieren.
Das weiß auch Hr. Schäuble und verschiebt unter großem Gelaber und scheinheiligem Getue die notwendigen Schritte auf St. Nimmerlein.
Die Grünen hingegen geben sich volkswirtschaftlich sinnlosem Geschwätz hin und beruhigen sich mit dem alten Spruch: Schön, dass wir mal darüber geredet haben.
Merke:
Bremsen macht nur Sinn bei einem funktionierenden System!
Schuldenbremsen machen nur Sinn bei einem funktionierenden Währungssystem!